Fortsetzung Welche Aufgabe hat ein Suiban? 1. Er soll dem Stein über das Granulat einen sicheren Stand verleihen. 2. Er soll besonders Landschaftssteinen, wie zum Beispiel Gebirgssteinen über das Sandbett eine größere Ausstrahlung verleihen oder den Landschaftscharakter noch verstärken (Abb. 27 Setagawa-ishi). 3. Er soll den Inselcharakter bei Inselsteinen oder ähnlichen verstärken, indem man Wasser in den Suiban füllt. Ein mit Sand oder Wasser gefüllter Suiban verleiht dem Arrangement ein Gefühl von Kälte oder Kühle. Kühle ist der Gegenpart zu sommerlicher Wärme. Daiza dagegen strahlen Wärme aus. Wärme ist der Gegenpart zu winterlicher Kälte. Aus diesen beiden Betrachtungsweisen könnte man ableiten, dass man Suiseki während des Sommers in einen Suiban stellt, während man sie im Winter mit einem Daiza versehen präsentiert (Abb. 22 und 23). Ganz gleich, ob ein Daiza oder ein Suiban für den Stein gewählt wird, es muss immer ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Stein und dem Standelement - Daiza oder Suiban - angestrebt werden. Suiseki erleben „Sonnenuntergang“ Ein kahler Berg in fahles Gelb gehüllt. Ein Farbenspiel beginnt. Von Gelb-Orange über helles Rot bis zu Rot-Violett ändert der Berg sein Antlitz. Eine Erlebnisfolge von wenigen Minuten, aber für den Beschauer ein großes Erlebnis, an das er sich gerne erinnert. Obwohl es sich um einen kahlen Berg handelt, der von vielen Menschen als totes Objekt angesehen wird, hat man beim Anblick eines Sonnenuntergangs das Gefühl, als würde der Berg in dieser Phase zum Leben erweckt. Der Berg erzählt uns eine beeindruckende Geschichte und spricht vor allem unsere Empfindungen an. Man könnte die Gunst der Stunde nutzen und einen Suiseki dem Farbenspiel im letzten Licht der Abendsonne oder den ersten Sonnenstrahlen eines Tages aussetzen. Ich kenne Leute, die so naturverbunden sind, dass sie sich diese Muße erlauben. Es ist sicher ein besonderes Erlebnis. Viele Menschen fühlen sich in solchen Momenten der Natur ganz nahe und gönnen sich die Muße der Betrachtung eines solchen Naturschauspieles. Ähnliche Erfahrungen genießen viele asiatische Suisekiliebhaber vor allem in Korea, indem sie ihre Steine mit kalkfreiem Flusswasser besprühen und nun in entspanntem Zustand das Ab- trocknen des Steins beobachten. Erst zeigt sich der Stein in seinen schönsten Farben, glänzend und klar. Doch bald beginnt der Stein zu trocknen. Erst an einer Ecke, dann an verschiedenen Stellen des Steins. Der Stein verändert seine Farbe. Er verliert partiell seinen Glanz und seine „Reinheit“, um sich am Ende matt und fahl zu präsentieren. Er gewinnt seine Bescheidenheit zurück (Abb. 30). Der Stein wird hierdurch zu einem kurzen Leben erweckt. So oft man diesen Vorgang auch wiederholt - die zeitliche Farbveränderung des Steins ist jedes mal eine andere. Es entstehen immer neue Bilder. Um ein solches Erlebnis auszukosten, muss sich der Mensch in einem inneren Gleichgewicht und in Harmonie mit der Natur befinden. Wichtig ist außerdem, dass er sich in dieser Phase in einem behaglichen Umfeld befindet. Man genießt ganz nebenbei noch eine Tasse Tee oder ein Gläschen Wein und gibt sich ganz der Ruhe und dem Wechselspiel der Farben hin. Ein solches Erlebnis lässt sich leider nicht in Bildern darstellen. Man muss es selbst erlebt haben. Erst nach mehrmaligem Üben stellt sich der gewünschte Erfolg ein. Gerade in der heute so hektischen Zeit ist eine solche Übung in Ruhe und Schönheit eine Bereicherung für Seele und Geist. Auch die meditative Betrachtung von Suiseki gibt die Möglichkeit, den menschlichen Geist zu „reinigen“ (Abb. 31). Ein anderes Erlebnis mit Steinen stellt sich ein, wenn man sie anfasst oder streichelt. Manche Steine haben eine besonders glatte Oberfläche, die uns beim Anfassen ein angenehmes Gefühl vermittelt. Solche Steine nennt man mitunter Schmeichelsteine, weil sie sich beim Anfassen in unsere Gefühlswelt einschmeicheln. Es gibt Menschen, die so beeindruckt davon sind, dass sie meinen, die über Jahrtausende im Stein gespeicherte Energie würde sich beim Anfassen auf den Menschen übertragen. Vor vielen Jahren hatten chinesische Gelehrte in ihrer Schreibstube ein Pflanzgefäß mit dem bescheidenen Schlangenbartgras (Fig. 6, Ophiopogon japonicus - Lilaceae). Wenn ihre Augen ermüdeten, dann setzten sie sich in entspanntem Zustand vor das Schlangenbartgras, um es anzuschauen und um neue Kraft für die Augen zu schöpfen - dies ist ein ähnlicher Vorgang, jedoch zu einem anderen Zweck. Die hier beschriebene Wirkung ist physiologisch bedingt, da das menschliche Auge im gelb- grünen Bereich die größte Sehkraft hat und die geringste Anstrengung beim Sehen gegeben ist.
koreanische Präsentation im Doban
Was ist das? (3)
DSG e.V. Freude an Steinen